Samstag, 6. April 2013

Wie die Zeit vergeht: "Mädchen und Jungenschulen hatten wir vor 150 Jahren."

Steinbrück ist mal wieder in einem Fettnapf gelatscht. Ausgerechnet aus religiösen Gründen denkt Steinbrück über nach Mädchen und Jungen getrennten (Sport)Unterricht nach. Was das mit Religion zu tun hat, erschließt sich mir nach heftigem Nachdenken durchaus, aber nicht ohne weiteres. Wo es ja schon so ist, daß der liebe Herrgot im Gegensatz zu Judith Butler durchaus einen Blick für die Differenz der Geschlechter hat.

Nun könnte man ja pädagogische Gründen dafür finden, oder besser, die liegen eigentlich auf der Hand. Aber zunächst geht es mal darum, den Kandidaten für seinen höchstgenderungerechten Vorschlag fertig zu machen.
Junge Leute benötigen moderne gesellschaftliche Orientierung – in Ergänzung oder auch im Gegensatz zu tradierten Familienriten. Mädchen- und Jungenschulen hatten wir vor 150 Jahren. Wir haben in Deutschland eben keine Geschlechtertrennung. Es kann nicht sein, dass wir jetzt die gesellschaftliche Uhr zurückdrehen.
Sagt Herr Buschkowsky - und outet sich damit als der verbohrte Sozialdemokrat, der er letztendlich ist. Wäre das wahr, dann müßte ich jetzt ungefähr 163 Jahre alt sein, denn im Alter von sechs Jahren wurde ich in eine Knabenschule eingeschult, und mit zehn Jahren besuchte ich ein Jungengymnasium. Buschkowsky schlägt mal hundert Jahre drauf. Erst Anfang der 60iger wurden wir koeduziert.

Mit, wie man heute weiß, fatalen Folgen. In unseren koeduzierten und efeminisierten Schulen geraten offenkundig die Jungen unter die Räder. 80% aller Schulversager ohne irgendeinen Abschluß sind männlichen Geschlechts. 80% der Sitzenbleiber sind Jungs. Der Anteil der jungen Männer an den Abiturient*innen sowie Hochschulabsolvent*innen beträgt nur noch schlappe 40 %.  Fatal für ein Industrie- und Hochtechnologieland, daß auf gut ausgebildete und immer noch vorwiegend männliche Ingenieure angewiesen ist.

Fatal auch für die holde Weiblichkeit, denn von den gut ausgebildeten Akademikerinnen bleiben 30 % unverheiratet. Frauen heiraten halt immer noch nicht nach unten, Männer vögeln lieber unverbindlich durch die Gegend und feiern das goldene Sexalter. (Vorsicht, link nur für starke Nerv*innen).

Man könnte also sagen, daß kaum etwas pädagogisch und gesellschaftlich gesehen so viel Unheil angerichtet hat, wie die Koedukation.

Aber nun geht es ja darum "die Werte des Grundgesetzes gegen Angriffe von Konservativen jeder Couleur zu verteidigen" sagt ausgerechnet ein "Linker", der (reform)kommunistische Bundestagsabgeordnete Jan Korte.

Und da wird es dann vielleicht doch wieder religiös. Es sind ja vorwiegend christliche Initiativen, die die guten alten Mädchen- und Jungengymnasien wieder beleben, und dabei bemerkenswerte pädagogische Erfolge erzielen. Gegen den verbissenen Widerstand der z.B. brandenburgischen rotroten Regierungs-Linken, die auch nach juristischen Niederlagen durch drei Instanzen in Potsdam ein christliches Jungengymnasium noch immer verhindern wollen, weil sie der irren Auffassung sind, die Koedukation sei von Verfassung wegen geboten.

2 Kommentare:

  1. Geschlechterapartheit ist eine islamische Kategorie. Von daher hat Steinbrücks Vorschlag sehr wohl etwas mit Religion zu tun. (Und natürlich auch mit dem Buhlen um die Stimmen der türkischen Wähler.)

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  2. Ah. Dann herrschte also in meiner Kindheit (katholisches Rheinland-Pfalz) und Jugend (protestantisches Hessen-Darmstadt) katholische bzw. lutheranische Apartheid in Deutschland. Aber es ist schon wahr, daß Steinbrück um "linke" Multikultiwähler buhlt - die andererseits die verbissendsten Genderisten sind, die man sich vorstellen kann. Also bitte eine Runde Mitleid für Steinbrück. Er ist mal wieder am Widerspruch zwischen linekn Sein und linkem Schein gescheitert.

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