Mittwoch, 3. Oktober 2012

"Vereinigung" war nur selten ein Anlaß zum Feiern. 2020: Die Wiedergeburt des Patrimonium Petri


Nun reden sie wieder von der Notwendigkeit der Vertiefung der europäischen Einigung, allen voran die verspäteten Jakobiner, die Idioten, mit denen ich meine jungen Jahre verplempert habe. Cohn-Bendit hat wohl wieder ein Buch geschrieben. Ein Manifest heißt es diesmal, für die noch intensivere Vereinigung der europäischen Staaten. Während die Nationalstaaten, die ja über Jahrhunderte nichts anderes waren als Völkergefängnisse und es immer noch sind, Auflösungserscheinungen zeigen, träumen die späten Napoleoniten noch immer Napoleons Traum von dem einen Europa, mit dem einen Gesetzbuch, der einen Regierung, der einen Währung.

Vor 200 Jahren endete dieser Traum als Alptraum, in der Katastrophe des russischen Feldzugs, der einer Million Menschen das Leben kostete. Auch der europäische Traum einer machtgierigen und größenwahnsinnigen politischen Klasse wird als Alptraum enden,

Ach ja, das erste schlechte Buch, das Dany geschrieben hat, hab ich noch wirklich gelesen "Linksradikalismus - Gewaltkur gegen die Alterskrankheit des Kommunismus". Seitdem brauch ich keine anderen mehr von ihm zu lesen. Ich vermute vielmehr, daß ihm der neueste Unfug, den er in seinen Computer gehackt hat, ihm in ein paar Jahren genau so peinlich sein wird, wie das unsägliche Heftchen über den "Linksradikalismus".

Die Analyse, daß die heutigen Nationalstaaten nicht überleben werden, teile ich allerdings. Ich glaube nicht, daß Großbrittanien in wenigen Jahren noch groß sein wird, es wird genau so klein oder so groß sein, wie das große Spanien, das große Italien, das große Deutschland, das große Österreich. Wenn ich die Zeichen der Zeit richtig deute, wird es diese Nationen gegen Mitte dieses Jahrtausends nicht mehr geben.

Der erste neue Staat, der entstehen wird, dürfte Katalonien sein. Vor wenigen Tagen demonstrierten 1,5 Katalanen - 20 Prozent der Bevölkerung - für die Loslösung vom spanischen Staat, eine Folge übrigens der mißratenen europäischen Einheitswährung. Die Katalanen sehen es nicht mehr ein, daß sie für den spanischen Staat weit mehr zahlen müssen, als sie zurückbekommen, die Eurokrise erlaubt den Spaniern jedoch keinen Kompromiss, der Katalonien im Verbund halten könnte. Ich rechne mit einer Loslösung im Jahre 2013.

2014 wird Schottland folgen, der Termin für das Referendum steht bereits fest. Es mag sein, daß dann einige Jahre Ruhe herrscht, aber die mit Sicherheit positiven Ergebnisse der Sezession - auch für Spanien und England werden sie positiv sein - werden auch andere Völker ermutigen, sich aus ihrem Gefängnis zu befreien, Italien wird der nächste Staat sein, der zerfällt.

Ich rechne mit einem Zerfall im Jahre 2020. Dann jährt sich die Zwangsvereinigung Italiens zum 150ten Mal. Die Erinnerung daran, daß diese Vereinigung nicht freiwillig erfolgte, sondern den Charakter einer Eroberung des restlichen Italiens durch den Staat Sardinien-Piemont war, könnte das Nachdenken fördern und den Anstoß zur Auflösung der in Wirklichkeit von niemandem geliebten Kunstgestalt geben. Italien wird zerfallen, wie Jugoslawien zerfiel, ohne kriegerische Auseinandersetzungen womöglich, man wird sich abwenden, ohne daß es wirklichen Widerstand geben wird. Das Beispiel Jugoslawien wirkt nach. Niemand will einen sinnlosen Krieg.

Zuerst wird sich Südtirol abwenden, daß bis zur gewaltsamen Usurpation 1919 noch nie zu Italien gehörte. Trentino wird mitgehen, Nord-und Südtirol werden sich vereinigen, auch Österreich wird damit ein bißchen kleiner. Als nächstes wird Venetien gehen, dort hat die Lega Nord seit jeher den größten Rückhalt, und der wird wachsen, nicht schrumpfen.

Es wird die politischen Beobachter mit Sicherheit wundern, daß nicht von der Lega Nord, sondern auch von Vertretern des Südens die Initiative zur endgültigen Auflösung ausgehen wird. Sizilien und das ehemalige Königreich Neapel haben von der Zwangsvereinigung nicht profitiert, im Gegenteil. Wirtschaftskraft und Einkommensniveau Süd- und Norditalien waren vor der Eroberung Süditaliens gleich. Erst durch eine Wirtschafts- und Währungspolitik, die von Dirigismus, Merkantilismus und Inflationismus gekennzeichnet war, verarmte der Süden, nicht zuletzt durch eine Währungsunion, die den stabilen süditalienischen Scudo durch die schließlich auf Papiergeld basierende Lira-Währung ersetzte.

Zurück zu Cohn-B.: Die Norditaliener der Lombardei wollen Süditalien rausschmeißen, meint D. C.-B. Die Sizilianer haben weit mehr Gründe, Norditalien "hinauszuwerfen", als umgekehrt. Beide, Nord- wie Süditalien haben gute Gründe, in Zukunft getrennte Wege zu gehen. Wie auch Griechenland und der Rest letztlich gute Gründe hat, die altnapoleonischen Träume alternder Revoluzzer nicht mehr mitzuträumen.

Aber ich wollte ja über die Wiedergeburt des Patriomium Petri schreiben. Es wird wiedererstehen. Weil es schon immer da war. Die "päpstlichen Staaten" existierten bis 1870 seit mehr als 1000 Jahren, wie das Königreich beider Sizilien seit mehr als 1000 Jahren existierte, wie Venetien und Tirol, wie das Fürstbistum Trient. Blut ist dicker als Wasser, auch wenn es gleichsam nur "Kulturblut" ist.

Im übrigen spricht das schlichte ökonomische Kalkül dafür. Die heutige politische Klasse will partout das Primat der Politik über den "Markt" erobern. Sie will den Dirigismus über den freien Wettbewerb siegen lassen, auch über den Wettbewerb selbständiger Staaten. Das wollte die Sowjetunion auch.

Die neue Währung des alten Staates wird, wie wie bis vor 118 Jahren wieder der Giulio sein. Benannt ist der nach Julius II. Ein großer Staatsmann.

1 Kommentar:

  1. Ich möchte einfach mal R. Guardini zitieren der nach der letzten Katastrophe (1945) schrieb.
    "Europa wird christlich sein, oder das was davon übrigbleibt, wird nicht mehr der Rede wert sein"
    Novalis hat übrigens schon mal ähnliches geschrieben.

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