Sonntag, 17. Juni 2012

EM und die Flaggenfrage: Katholizismus und Patriotismus

Die Flagge des Deutschen Widerstands 1944

Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Blockwarte der Antifa, sie reißen Deutschlandfahnen von Autos und Wänden und hinterlassen Warnungen, daß der jeweilige Besitzer der Fahne sich ja nicht unterstehen solle, sich erneut als faschistoider Nationalist zu outen.

Die Grüne Jugend - eine formell gesehen selbständige Jugendorganisation - setzt dem antideutschen Treiben die Krone auf.  Der leicht Brechreiz fördernde Aufkleber "Patriotismus Nein Danke", den die Grüne Jugend vertreibt, ist nach massiver Kritik nicht etwa aus den Auslagen verschwunden, vielmehr verteidigen die Junggrünen ihren Bäpper auch noch mit verquasten Argumenten, die alles eigentlich noch schlimmer machen
Wir wollen das Konzept des Nationalstaats überwinden. Das heißt: Wir lehnen es auch ab, türkische oder polnische oder irgendwelche anderen PatriotInnen zu sein und wir fühlen uns wohl mit FreundInnen aus allen Ländern, die auch keine PatriotInnen sind, weil ihnen andere Dinge viel wichtiger sind.
Ein typischer Text der "Nein Danke" - Jusos, die ja nicht nur das "Konzept des Nationalstaats" überwinden wollen, sondern auch das  "Konzept Ehe", das Konzept der "Heteronormativität", und so manches andere.

Auch an diesem Text aber erkennt man, daß nach dem Glauben unser Junggrünen am deutschen Wesen die Welt genesen soll. Im Antideutschen kehrt der deutsche Fanatismus wieder, dieses verfluchte "Sola", das der deutsche Protestantismus dem deutschen Nationalcharakter hinzugefügt hat. So projizieren die Junggrünen den deutschen Nationalmasochismus ausgerechnet auf Polen und Türken. Hat irgendwer schon mal einen Polen oder Türken mit "Polen Halts Mauls" oder "Türkei Halts Maul" Plakaten rumrennen sehen? Ist es denkbar, daß polnische oder türkische Jugendliche polnische und türkische Fahnen klauen um dem "Nationalismus" zu wehren? Die Kritik am "Konzept des Nationalstaats" ist nur in Deutschland zu hören.

Ich glaube nicht, daß Katholiken angesichts antipatriotischer Exzesse einfach die Schulter zucken sollten. Ist der Ultramontanismus - den ich selbstverständlich teile - antipatriotisch? Bismarck z.B. wollte es so sehen, aber das ist Teil seines "antikatholischen Affekts"(Carl Schmitt). Die Deutschen des 19. Jahrhunderts sahen Jesuiten, internationalistische Sozialisten und Franzosen als Teil einer antideutschen Internationale. Die deutschen Katholiken hingegen nannten ihre wichtigste Zeitung "Germania".

Der katholische Ultramontanismus richtete sich keineswegs gegen das "Konzept Nationalstaat", sondern nur - das muß man manchmal gegen Martin Mosebach deutlich machen - gegen das "Konzept Nationalkirche". Patriotische Katholiken sind vielmehr eher die Regel als die Ausnahme. Gerade die kleinen katholischen Staaten der europäischen Peripherie, Polen, Iren, Tiroler sind ebenso glühend patriotisch wie glühend katholisch. Auch das kann man in Carl Schmitts Aufsatz "Katholizismus und politische Form" nachlesen, der mit dem berühmten Zitat über den "antikatholischen Affekt" beginnt.

Donoso Cortez prognostizierte schon Mitte des 19. Jahrhunderts die Revolution in Petersburg, die Entstehung der UdSSR und die Usurpation Europas durch die unter der Fahne eines orientalisch-despotischen Sozialismus vereinigten slawischen Völker. So ist es gekommen. Wesentliche Voraussetzung, so der katholischste aller katholischen Politiker des 19. Jahrhunderts sei:
"Zweitens, daß der Sozialismus die Besitzenden ausplündert und so den Patriotismus auslöscht, weil ein ausgeplünderter Besitzer kein Patriot mehr ist und auch keiner sein kann. Wenn die Dinge erst einmal so ins Extrem und bis zur Verzweiflung getrieben sind, stirbt der Patriotismus." (Donoso Cortéz, Rede über die allgemeine Lage Europas, 30. Januar 1950)
Der Katholik Cortéz hielt den Patriotismus für ein wesentliches Element deiner stabilen Friedensordnung. Katholizismus, Monarchie, Patriotismus, stehende Heere und das Recht auf Eigentum waren in seiner Sicht die Voraussetzungen für eine friedliches und prosperierendes Europa. Heute würde er mit Sicherheit die Verteidigung der "traditionellen" Familie und eine stabile Geldordnung zu den weiteren wesentlichen Elementen zählen. Seine Prognose der künftigen europäischen Entwicklung sind so zutreffend, daß es manchmal gruselt. Aber seine prognostischen Fähigkeiten sind keiner mystischen Fernsicht zu verdanken, sondern eiskalter politischer Analyse. Cortéz war ein flammender Redner, ein cálido retórico, gleichzeitig ein eiskalter Politiker, ein frio politico.

Zu seiner "kalten Politik" gehörte das Wissen um die existenznotwendige Element des Patriotismus für die Selbstbehauptung einer Nation. Das ist vielleicht nicht genuin katholisch, aber sofern es realistisch und vernünftig ist, ist es katholisch. Und außerdem: lebt das Alte und Neue Testament nicht von dem "Konzept Volk"?

Ich halte die deutsche Fahne übrigens für missraten. Sie zitiert Elemente der französischen Revolutionssymbolik, und so haben es die Veranstalter des Hambacher Festes auch gemeint. Die Widerstandskämpfer des 20. Juli aber bezogen sich wie die Widerstandskämpfer der Weißen Rose nicht auf den französischen Jakobinismus, sondern auf sein Gegenteil, den deutschen Befreiungskampf gegen den napoleonischen Imperialismus. Die Flagge des 20. Juli (entworfen vom dem katholischen Juristen Josef Wirmer) zitiert das Christuskreuz, das alle Flaggen Nordeuropas kennzeichnet. Die Widerstandskämpfer träumten davon, Deutschland in die Familie der christlichen Nationen Europas zurückzuführen.

4 Kommentare:

  1. Ich überlege schon seit Monaten immer mal wieder, ob ich mir zur Beflaggung des Hauses nicht diese Fahne zulegen soll.

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  2. "Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Blockwarte der Antifa, sie reißen Deutschlandfahnen von Autos und Wänden und hinterlassen Warnungen, daß der jeweilige Besitzer der Fahne sich ja nicht unterstehen solle, sich erneut als faschistoider Nationalist zu outen."

    Dann hat die SA also doch irgendwie den Zusammenbruch überlebt...

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  3. Leider anders als Reichsbanner Schwarz Rot Gold... jaja, ich weiß, es gibt sie noch, aber jedenfalls mein Viertel halten sie nicht frei von Nazis und Antifanten...

    @Laurentius: Woher wäre denn eine solche Flagge zu beizehen?

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  4. @phil z.b. bei Flaggenfritze.de, sogar als Autofahne. Wahlweise gibt es auch den Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches, die Standarte des Hochmeisters des Deutschen Ordens, oder die Michaelsfahne des 13. Jahrhunderts.

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