Freitag, 11. Mai 2012

Thierse, Friedman, Williamson: wo sie einig sind


Es ist nicht wirklich eine Überraschung, daß in der Piusbruderschaft nicht alle von den Bemühungen ihres Generaloberen um  eine Einigung mit der Kirche begeistert sind. Der aktuelle Briefwechsel innerhalb der Bruderschaft, zwischen Williamson, de Galarreta und Tissier de Mallerais auf der einen und dem Generaloberen Bischof Fellay auf der anderen Seite offenbart eine tiefe Spaltung. Die drei in der Hierarchie unter Fellay stehenden Bischöfe drohen unverhohlen mit der Zerstörung der Bruderschaft:
Seien Sie wachsam! Sie führen die Bruderschaft in eine unheilbare Spaltung, und wenn Sie einer Einigung zustimmen, wird das mächtige zerstörerische Kräfte innerhalb der Gemeinschaft entfesseln, denen sie nicht gewachsen sein wird. Da sich die Sachlage nicht geändert hat und die Bedingung des Generalkapitels von 2006 (!) nicht erfüllt ist, hören Sie auf unseren Gründer, er war vor 25 Jahren im Recht, und das ist er auch heute. Stimmen Sie für die Bruderschaft keiner alleine auf das Praktische gerichteten Einigung zu. (Zitiert nach der Übersetzung in www.summorum-pontificum.de)
Das kommt einem doch bekannt vor. Hat man nicht auch schon von anderer Seite Kritik an der "Rückkehrökumene" vernommen? Die Beschlüsse, auf die man sich bei Evangelens beruft, sind allerdings noch bissel älter. Die confessio augustana 1530 u.ä. ist ja nun echt nicht mehr ganz taufrisch. Der Mechanismus des protestantischen wie des lefebvreianischen Sektierertums ist dabei nicht unähnlich. Lieber im warmen Mief einer wenn auch nicht kleinen so doch überschaubaren Sekte der Rechthabenden, als im zugigen und unübersichtlichen Haus der Kirche, das ja nicht nur Sünder und Heilige, sondern auch Blödmänner und Genies vereint, und wo man nie sicher sein kann, daß man vielleicht doch zu den Blödmännern gehört.

Die Antwort Fellays auf diesen Brandbrief finde ich im übrigen beeindruckend.
Sie werfen uns vor, wir seien naiv oder ängstlich, aber in Wirklichkeit ist es Ihr Verständnis von der Kirche, das zu menschlich und nachgerade fatalistisch ist. Sie sehen die Gefahren, die Intrigen - aber Sie übersehen den Beistand der Gnade und des Heiligen Geistes. Wenn man glaubt, daß der Heilige Geist die Angelegenheiten der Menschen leitet, ohne ihre Freiheit zu beeinträchtigen, dann muß man auch anerkennen, daß die Gesten guten Willens in den letzten sieben Jahren ebenfalls unter seiner Anleitung erfolgt sind. Diese Gesten bilden eine Linie - keine grade Linie, aber dennoch eine Linie zugunsten der Tradition. Warum sollte sich das ändern, wenn wir das Äußerste tun, um uns als treu zu erweisen und unsere Gebete verstärken. Wird der liebe Gott uns in diesem äußerst kritischen Moment fallen lassen?
Das sind Worte kindlichen Vertrauens und tiefen Glaubens. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß ein Bischof der sogenannten Weltkirche, zumal ihres deutschen Zweiges, jemals in diesem frommen Ton gesprochen hätte.

Auf der anderen Seite erkennt man eine nachgerade panisch-paranoide Furcht, daß es zu einer Einigung kommen könnte, die weder die Kirche noch die Bruderschaft im Ernst ausschlagen könnten

Es fürchten sich da ja nicht nur die Williamsons, sondern gewissermaßen unisono auch die Thierses und Friedmanns.  Thierse ist ja nun eigens gen Rom gewallt, um sich in die Hand versprechen zu lassen, daß die Pius-Bruderschaft nur dann wiederaufzunehmen sei, wenn sie sich zuvor so verwandle, wie sich Thierse denkt, daß sie sich verwandeln müsste. Insbesondere müsse sie "die Autorität des Lehramtes und damit des Zweiten Vatikanischen Konzils" anerkennen.
Es würde mich außerordentlich irritieren und es wäre ein Rückschlag, für die katholische Identität, wenn radikale Kräfte, die das Zweite Vatikanische Konzil nicht anerkennen, wieder Einfluss bekämen
Nein das ist nicht O-Ton Thierse, sondern O-Ton Friedmann. Michel Friedmann als Mitglied des Kompetenz-Clusters "Katholische Identität"? Aparte Idee. Genauso apart wie Thierses Idee, daß VII und Lehramt gleichsam identisch seien, so als sei das VII, das kein einziges Dogma verkündet hat, daß schlechthinnige Super-Dogma, das zu glauben einzig katholisch sei. Nun schwingen sich Thierse und Friedmann ja stets gerne zum praeceptor germaniae auf, warum dann nicht auch zum praeceptor ecclesiae.

Ich glaube ja nun nicht nur an den Heiligen Geist, sondern auch an die bösen Geister, die in der Welt umherziehen, um die Seelen zu verderben. Konkret wäre hier an den Geist der Spaltung zu denken. Und an den Geist, der in der Welt umherzieht um Thierse, Friedmann und Williamson zu verderben, glaub ich ganz bestimmt. Zur Illustration; Dante, Dorée, Mahomet.

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